Professionelle Identität & Soziologie F25.250

Nummer: PLU.PV02.02-HP.F25.250
Veranstalter: PLU.Schulische Heilpädagogik
Leitung: Annemarie Kummer Wyss, u.a.
ECTS-Punkte: 2
Datum: 01.04.2025 - 27.05.2025
Raum: SE 025 / SE 026 / SE 030 / SE 031 / SE 104 / SE 105 / SE 107 / SE 108 / SE 110 / SE 112 / SE 120 / SE 125 / SE 126 / SE 127 / SE 128 / SE 141
Unterrichtssprache: Deutsch
Weitere Informationen:
Teilmodulbeschreibung

Ziele und Inhalte

Im Themenblock «Professionsverständnis» wird das eigene Berufsverständnis in heilpädagogischen Praxisfeldern spezifisch im Hinblick auf historische, rechtliche, berufsethische und soziologische Fragestellungen fokussiert und an relevanten Zielen der nachhaltigen Entwicklung ausgerichtet (Vereinte Nationen, v.a. SDG 4, 5, 16). In der Auseinandersetzung mit der eigenen Berufsbiografie sowie der aktuellen Berufspraxis geht es zudem darum, sinnvolle persönliche Lern- und Entwicklungsprozesse auf der Folie von theoretischen Wissensaspekten zu initiieren und sich als Professionelle in einem spezifischen Kontext von Schule immer wieder zu verorten.
Soziologische Fragestellungen und Perspektiven eröffnen einen Blick auf system(theoret)ische Zusammenhänge und die Profession beeinflussende Kontextfaktoren. Die professionelle Identität wird dadurch weiterentwickelt und vertieft.

Aus einer soziologischen Perspektive kann „Behinderung“ als (auch) gesellschaftlich hergestelltes Phänomen verstanden werden, das eng mit der Funktion von SHP im Bildungssystem gekoppelt ist. Entsprechend werden auf der Grundlage systemtheoretischer und diversitätsbezogener Überlegungen gesellschaftliche und bildungspolitische Prozesse bezüglich verschiedener "Einflussgrössen" kritisch betrachtet und mögliche Veränderungsstrategien hin zu einem inklusiven Bildungssystem thematisiert, die insbesondere mit den Kernkonzepten der Heil- und Sonderpädagogik zusammenhängen und deshalb auch einen Bezug zu relevanten Zielen der nachhaltigen Entwicklung der Vereinten Nationen haben (v.a. SDG 4, 5, 16)

Fokus Soziologie:
- Systemtheorie, (bio-psycho-)soziale Systeme und ihre Funktionalitäten im gesellschaftlichen Subsystem der Bildung
- Bildungspolitische Prozesse und Möglichkeiten der Entwicklung inklusiver Bildungssysteme und -institutionen
- Situieren und Positionieren der eigenen Berufsrolle "im System Schule" und Ableiten von Konsequenzen für das eigene Handeln und die professionelle Selbstwirksamkeit

Fokus Heilpädagogik:
- Professionsverständnis im gesellschaftlichen und bildungsbezogenen Kontext
- Kernkonzepte der Heilpädagogik und ihre Bedeutung für das eigene "heilpädagogische Profil" als SHP
- "Behinderung bewegt": ein etwas anderer Blick auf "Behinderung" mit bewegten Bildern und Geschichten

Kompetenzraster Systemorientierung (Niveau 3, Fokus auf die Kompetenzen ab «Erziehungskompetenz»)

Kompetenz zur Unterrichtsplanung:
SO.01.01 – Integrativen / inklusiven und ressourcenorientierten, gemeinsamen Unterricht planen: Ich orientiere die Unterrichtsplanung an den vielfältigen Lernvoraussetzungen und -bedingungen der Schüler*innen in Hinblick auf verschiedene Diversitätsdimensionen (Fokus Behinderung) unter Berücksichtigung der Intersektionalität. Dafür setze ich gezielt und situativ Methoden und Instrumente ein, welche die Diversität der Schüler*innen als Ressource nutzen und Ungleichheiten / Benachteiligungen auszugleichen / zu überwinden vermögen, Ich berücksichtige dabei die Bedürfnisse sowohl der Einzelnen als auch der Lerngemeinschaft.

Kompetenz zur kompetenz-, verstehensorientierten und motivierenden Unterrichtsgestaltung:
SO.02.01 – Integrativen / inklusiven und ressourcenorientierten, gemeinsamen Unterricht gestalten: Ich kann das Wissen um die vielfältigen Lebenswelten, Lernvoraussetzungen und -bedingungen der Schüler*innen unter Berücksichtigung verschiedener Dimensionen der Diversität (Fokus Behinderung) und der Intersektionalität sowohl zu deren individuellen Förderung als auch zum Aufbau eines integrativen / inklusiven und chancengerechten Unterrichtssettings nutzen. Ich verfüge über ein breites Methodenrepertoire und über Diagnose- und Fördertechniken, um den Unterricht für alle Schüler*innen kompetenz- und verstehensorientiert sowie motivierend zu gestalten und passe die Gestaltung bei Bedarf für einzelne Lernende (insbesondere mit Behinderungen) situativ an.

Diagnose- und Beurteilungskompetenz:
SO.04.01 – Mit dem Einfluss von Implicit Bias auf Diagnose und Beurteilung professionell umgehen: Ich kenne Methoden, um den Einfluss von Vorurteilen und «Implicit Biases» im Kontext von Diagnose und Beurteilung von Schüler*innen mit besonderen Lernausgangsbedingungen (Fokus Behinderung) zu begrenzen und setze diese systematisch in meiner Arbeit ein. Ich achte in meinem Umfeld auf die mögliche Wirkung von Vorurteilen und «Implicit Biases» und gehe konsequent dagegen vor. Ich kann mich dabei auf aktuelle Forschungsergebnisse und Wissensbestände der Sozialpsychologie und Sozialwissenschaften beziehen.

Erziehungskompetenz:
SO.05.01 – Zentrale Werte vermitteln: Ich kann die Werte einer chancengerechten, integrativen / inklusiven und demokratischen Gesellschaft (z.B. Partizipation, Teilhabe, Nichtdiskriminierung) mit den Methoden und Massnahmen der schulischen Heilpädagogik in der Förderung einzelner Schüler*innen und Lerngruppen umsetzen und diese als Grundlagen und Leitlinien des Umgangs in Schule und Unterricht vermitteln.

Beziehungskompetenz:
SO.06.01 – Achtung und Respekt im Kontext von Diversität zeigen können: Auch in belasteten Beziehungsmustern kann ich meine Prägungen und Haltungen reflektieren, die Dynamik des «Othering» erkennen, die Beziehung ressourcen- und zielorientiert gestalten und neue Entwicklungsimpulse geben.
SO.06.02 – Advokatorische Funktion und Vorbildrolle im professionellen Umfeld mit Wirkung einsetzen: Ich erkenne verschiedene Formen von Benachteiligung und gehe mit geeigneten Massnahmen und Mitteln sowie mit relevanten Kooperationspartner*innen konsequent dagegen vor. Ich nehme meine «advokatorische Funktion» und Vorbildrolle ernst und setze mich für die Gestaltung diskriminierungskritischer und entwicklungs- sowie lernförderliche Bildungssettings ein.

Organisationskompetenz:
SO.07.01 – Disziplin und System Heilpädagogik verstehen und handlungsleitend in der Praxis berücksichtigen: Ich kann die Disziplin «Heilpädagogik» mit ihren Kernkonzepten und ihre Nachbargebiete historisch nachzeichnen und kritisch betrachten sowie ihre pädagogische Relevanz und entsprechende Konsequenzen für z.B. integratives und wertgeleitetes Handeln im schulischen Kontext benennen. Ich kenne die Geschichte des Behinderungsbegriffs, kann diese in Zusammenhang mit relevanten Begriffen und Konzepten (z.B. Entwicklungsbeeinträchtigung, ICF) bringen und berücksichtige sie handlungsleitend in meiner Praxistätigkeit.
SO07.02 – Schule als Organisation verstehen und sowohl gesellschafts-, bildungspolitisch, rechtlich oder soziologisch begründet funktionsadäquat handeln: Ich kenne die Funktion der Schule als gesellschaftliche Institution in der demokratischen Gesellschaft, bin mir der vielfältigen (auch widersprüchlichen und ambivalenten) Erwartungen und Ansprüche von Politik und Gesellschaft gegenüber der Schule / den Bildungsinstitutionen bewusst, kann die Wirkung / den Einfluss dieser Erwartungen (in Hinblick auf Diversität, Inklusion, Chancengerechtigkeit) auf das Berufsfeld der Schulischen Heilpädagog*innen / IF-Lehrpersonen benennen und mein professionelles Handeln im Spannungsfeld verschiedener Interessen und Diskurse verorten. Im Rahmen meiner beruflichen Funktion und Rolle kann ich auf dieser Basis und in jeweils spezifischen Kontexten für Schüler*innen mit besonderen Lernausgangsbedingungen adäquate und sinnvolle Unterrichtssettings und Fördermassnahmen gestalten.
SO.07.03 – Funktions- und Rollenklarheit schaffen und entsprechend handeln: Ich kann meine diversitäts- und heilpädagogisch ausgerichteten Funktionen und Rollen in entsprechenden Handlungsfeldern und Settings auf Ebene des Unterrichts und der Einzelschule verorten und bezogen auf das jeweilige Praxissystem angemessen (integrativ) handeln, insbesondere auch in den Übergängen (Vorschule – Schule – nachschulischer Bereich). In Situationen der Unklarheit kann ich mit angemessenen kommunikativen Strategien (professionelle Selbst- und Sozialkompetenz) kooperativ Funktionen und Rollen klären.

Reflexionskompetenz:
SO.08.01 – Eigene Haltungen, Prägungen und Wahrnehmungen reflektieren und im professionellen Kontext weiterentwickeln: Ich kann meine Haltung sowie mein Menschenbild im Kontext diversitäts- und heilpädagogisch relevanter Systeme und Zusammenhänge systematisch und kritisch reflektieren und damit meine professionelle Identität sowie mein Professionsverständnis als SHP gezielt weiterentwickeln. Auf dieser Basis gestalte ich in Kooperation mit meinen Kolleg*innen im Unterricht und an der Schule optimierte Lernbedingungen für alle Schüler*innen mit besonderem Augenmerk auf diejenigen mit besonderen Lernausgangsbe

Lehr- und Lernformen

Es handelt sich um ein Blended-Learning-Modul. Die Wissensvermittlung geschieht angeleitet im Selbststudium. Die Präsenzveranstaltung dient der kooperativen Wissensverarbeitung. Die Anwendung auf den eigenen Praxisalltag passiert schwergewichtig im Modul Mentorat und Förderdiagnostik.

Obligatorische Literatur bzw. Medien

Ainscow, M. & Booth, T. (2017). Index für Inklusion. Ein Leitfaden für Schulentwicklung. Herausgegeben (Deutsch) von B. Achermann, D. Amirpur, M.-L. Braunsteiger, H. Demo, E. Plate & A. Platte. Weinheim u. Basel: Beltz.

Hedderich, Ingeborg, Biewer, Gottfried, Hollenweger, Judith & Markowetz, Reinhard (2022). Handbuch Inklusion und Sonderpädagogik. (2. ergänzte Aufl.). Bad Heilbrunn: Klinkhardt (utb).

Voraussetzungen für die Teilnahme

Sämtliche Module des ersten und zweiten Studienjahrs müsse mit „erfüllt“ oder „erfüllt in der 2. Chance“ bewertet sein.

Präsenzpflicht

Für alle Module des MA SHP gelten die folgenden vier Präsenzregelungen: 1. Während der Präsenzanlässe wird kooperativ gearbeitet; es wird deshalb grundsätzlich Präsenz erwartet. 2. Kann man nicht an Präsenzanlässen teilnehmen, meldet man sich bei den
zuständigen Dozierenden ab. 3. Wer nicht teilnehmen kann, arbeitet die Inhalte selbständig auf. 4. Wenn ganze Halbtage in einem Modul (am selben Präsenztag) verpasst werden, müssen Kompensationsleistungen erbracht werden. Details und die rechtlich verbindlichen Bestimmungen können bei Bedarf den Modulkarten der einzelnen Module entnommen werden.