Heilpädagogische Berufsfelder & Recht H24.420
Nummer: | PLU.PV01.01-HP.H24.420 |
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Veranstalter: | PLU.Schulische Heilpädagogik |
Leitung: | Annemarie Kummer Wyss, u.a. |
ECTS-Punkte: | 2 |
Datum: | 30.09.2024 - 05.12.2024 |
Raum: | SE 031 / SE 104 / SE 105 / SE 107 / SE 126 / SE 128 / SE 205 |
Unterrichtssprache: | Deutsch |
Weitere Informationen: |
Ziele und Inhalte
Im ersten Teilmodul zum Professionsverständnis bilden zentrale Begriffe und Konzepte sowie die Geschichte der Heilpädagogik das Fundament (u.a. Blocktage zu Differenzieller Heilpädagogik), auf dem eine vertiefte Auseinandersetzung mit eigenen Menschen- und Rollenbildern stattfinden kann. Bezogen auf die Berufsrolle der «IF-Lehrperson» werden im Rahmen gesellschaftlicher und bildungspolitischer Herausforderungen einer an Inklusion orientierten Schule relevante rechtliche Grundlagen fokussiert. Die Profession der IF-Lehrperson / SHP wird in ihrer Funktion im Schulsystem historisch nachgezeichnet und in der aktuellen Schul-und Unterrichtsentwicklung situiert (Stichwort Inklusion).
Im Rahmen der Aktionsforschung leistet das Modul im Nukleus seinen Beitrag zum Aufbau einer forschend-lernenden Haltung als IF-Lehrperson. Dabei wird auch die «Rolle» von IF-Lehrpersonen im Kontext heilpädagogischer Praxisfelder reflektiert – insbesondere im Zusammenhang mit dem Thema der Diskriminierung.
Folgende zentrale Konzepte werden in diesem Teilmodul bearbeitet:
- Heilpädagogik als Disziplin (Heilpädagogik und ihre Beziehung zur Pädagogik und anderen Nachbarwissenschaften, differenzielle Heilpädagogik) und Profession (Funktion und Berufsrolle im Bildungssystem)
- Geschichte der Heilpädagogik und ihre gesellschaftliche Relevanz im Zusammenhang mit der Diversitätskategorie «Behinderung»
- Kernkonzepte der Heilpädagogik: Normalisierung, Selbstbestimmung, Integration, Inklusion etc., auch mit Bezug zu den UN-SDG 4, 5 und 16.
Fokus Recht:
- UNO-Behindertenrechtskonvention und rechtliche Grundlagen des Nachteilsausgleichs
- Massnahmen des Zivil- und Jugendstrafrechts bei Normabweichungen im Kindes- und Jugendalter
- schulische Disziplinarmassnahmen
- Lebens- und Bildungsrecht von Menschen mit schwersten Behinderungen
- Verantwortung, Haftung, Meldepflicht, Gefährdungsmeldung
- Rechtliche Situation der SHP im Schulalltag (Spielraum, Grenzen, Rechte, Pflichten)
Kompetenzraster Systemorientierung (Niveau 2)
Kompetenz zur Unterrichtsplanung:
SO.01.01 – Integrativen / inklusiven und ressourcenorientierten, gemeinsamen Unterricht planen: Ich (an-)erkenne die vielfältigen Lernvoraussetzungen und -bedingungen der Schüler*innen in Hinblick auf verschiedene Diversitätsdimensionen unter Berücksichtigung der Intersektionalität bei der Unterrichtsplanung und berücksichtige Methoden und Instrumente, um die Diversität aller Schüler*innen als Ressource nutzen und Ungleichheiten / Benachteiligungen ausgleichen / überwinden zu können.
Kompetenz zur Gestaltung eines kompetenz-, verstehensorientierten und motivierenden Unterrichts:
SO.02.01 – Integrativen / inklusiven und ressourcenorientierten, gemeinsamen Unterricht gestalten: Ich (an-)erkenne die vielfältigen Lebenswelten, Lernvoraussetzungen und -bedingungen der Schüler*innen unter Berücksichtigung verschiedener Dimensionen der Diversität und der Intersektionalität bei der Unterrichtsgestaltung. Ich kann Methoden und Instrumente adaptiv und situativ einsetzen, um die Diversität der Schüler*innen als Ressource zu nutzen und Ungleichheiten / Benachteiligungen zu überwinden. Ich setze Massnahmen zur Sicherung der Chancengerechtigkeit und Nichtdiskriminierung im Unterricht und für die Unterrichtsentwicklung ein.
Diagnose- und Beurteilungskompetenz:
SO.04.01 – Mit dem Einfluss von Implicit Bias auf Diagnose und Beurteilung professionell umgehen: Ich setze mich mit möglichen Vorurteilen und «Implicit Biases» auseinander, die meine Diagnose- und Beurteilungskompetenz beeinflussen können und erarbeite Methoden, um deren Einfluss vornehmlich in Hinblick auf Schüler*innen mit besonderen Lernausgangsbedingungen zu erkennen und zu begrenzen.
Erziehungskompetenz
SO.05.01 – Zentrale Werte vermitteln: Ich kenne den Auftrag und Methoden, um die Schüler*innen für die Werte einer chancengerechte, integrative / inklusive und demokratische Gesellschaft zu sensibilisieren. Ich bin mir meiner Vorbildfunktion bewusst und reflektiere meine Haltung und mein Auftreten in Hinblick auf entsprechende Werte (in Haltung, Praxis und auf struktureller Ebene).
Beziehungskompetenz:
SO.06.01 – Achtung und Respekt im Kontext von Diversität zeigen können: In schwierigen Situationen reflektiere ich meine eigenen Prägungen, Haltungen und «implicit biases» im Wissen um gesellschaftliche Machtstrukturen und Differenzkonstruktionen und begegne anderen Personen mit Achtung, Anerkennung und Respekt.
SO.06.02 – Advokatorische Funktion und Vorbildrolle im professionellen Umfeld mit Wirkung einsetzen: Ich erkenne die Wichtigkeit der Bedeutung einer «advokatorischen Funktion» im Bildungsprozess von Schüler*innen, die mit Benachteiligung konfrontiert sind, und setze mich mit relevanten Kooperationspartnter*innen dafür ein, diskriminierende Situationen nachhaltig zu verändern.
Organisationskompetenz:
SO.07.01 – Disziplin und System Heilpädagogik verstehen und handlungsleitend in der Praxis berücksichtigen: Ich kenne die für schulische Kontexte relevanten Aspekte der Geschichte der Heilpädagogik und anderer diversitätsspezifischer «Pädagogiken» und kann die dort verankerten Konzepte kritisch reflektieren (u.a. Integration / Inklusion). Ich kenne die Geschichte des Behinderungsbegriffs, kann diese in Zusammenhang mit relevanten Begriffen und Konzepten (z.B. Entwicklungsbeeinträchtigung, ICF) bringen und berücksichtige sie handlungsleitend in meiner Praxistätigkeit.
SO07.02 – Schule als Organisation verstehen und sowohl gesellschafts-, bildungspolitisch, rechtlich oder soziologisch begründet funktionsadäquat handeln: Ich kenne die Funktionen der Schule als gesellschaftliche Institution in ihrer historischen Entwicklung, bin mir der vielfältigen Erwartungen und Ansprüche von Politik und Gesellschaft gegenüber der Schule bewusst und erkenne die Wirkung / den Einfluss dieser Erwartungen (in Hinblick auf Diversität, Inklusion, Chancengerechtigkeit) auf das Berufsfeld der Schulischen Heilpädagog*innen / IF-Lehrpersonen. Im Rahmen meiner beruflichen Funktion und Rolle kann ich in diesem Kontext für Schüler*innen mit besonderen Lernausgangsbedingungen adäquate und sinnvolle Unterrichtssettings und Fördermassnahmen initiieren.
SO.07.03 – Funktions- und Rollenklarheit schaffen und entsprechend handeln: Ich kann meine diversitäts- und heilpädagogisch ausgerichteten Funktionen und Rollen in entsprechenden Handlungsfeldern und Settings auf Ebene des Unterrichts und der Einzelschule verorten und bezogen auf das jeweilige Praxissystem angemessen (integrativ) handeln, insbesondere auch in den Übergängen (Vorschule – Schule – nachschulischer Bereich).
Reflexionskompetenz:
SO.08.01 – Eigene Haltungen, Prägungen und Wahrnehmungen reflektieren und im professionellen Kontext weiterentwickeln: Ich kann meine Haltung und Prägung sowie meine Wahrnehmungen hinsichtlich Diversität, Integration / Inklusion und Chancengerechtigkeit theoriebasiert systematisch und kritisch reflektieren. Ich kann auf dieser Grundlage meine Haltung im Kontext diversitäts- und heilpädagogisch relevanter Systeme und Zusammenhänge systematisch, kritisch und reflexiv kontinuierlich weiterentwickeln, sodass daraus optimierte Lernbedingungen für alle Schüler*innen mit besonderem Augenmerk auf diejenigen mit besonderen Lernausgangsbedingungen resultieren (bezogen auf Haltungen, Strukturen und Praxis).
SO.08.02 – Die eigene professionellen Identität (Funktion & Rolle) reflektieren und weiterentwickeln: Ich setze mich als eine in diversitäts- und heilpädagogisch orientierten Handlungsfeldern tätige Lehrperson mit meiner professionellen Identität und dem damit verbundenen Handeln systematisch und reflexiv auseinander und nutze dazu auch Intervisionsprozesse. Ich kann meine Rolle im Kontext der konkreten strukturellen Ausgestaltung meines heilpädagogischen Handlungsfeldes (Unterricht, Förderprozess) situieren, professionell ausgestalten und weiterentwickeln (on the job, in Weiterbildungen).
Lehr- und Lernformen
Es handelt sich um ein Blended-Learning-Modul. Die Wissensvermittlung geschieht angeleitet im Selbststudium. Die Anwendung auf den eigenen Praxisalltag passiert schwergewichtig im Modul Mentorat und Förderdiagnostik. Die Präsenzveranstaltung dient der kooperativen Wissensverarbeitung:
- Anwendungsorientierte Inputs (z.B. juristische Fallarbeit)
- Reflexionsübungen zur Berufsrolle
- Austauschgefässe zum Studium mit der Studiengangleitung (prospektiv, evaluativ, Studienbegleitung)
Form des Leistungsnachweises
Die in diesem Modul zu erwerbenden Kompetenzen werden im Rahmen des Leistungsnachweises «Nicht-Diskriminierung und Inklusion in der Schule (NiDIS)» im Modul «Mentorat & Förderdiagnostik A» überprüft.
Obligatorische Literatur bzw. Medien
Ainscow, M. & Booth, T. (2017). Index für Inklusion. Ein Leitfaden für Schulentwicklung. Herausgegeben (Deutsch) von B. Achermann, D. Amirpur, M.-L. Braunsteiger, H. Demo, E. Plate & A. Platte. Weinheim u. Basel: Beltz.
Hedderich, Ingeborg, Biewer, Gottfried, Hollenweger, Judith & Markowetz, Reinhard (2022). Handbuch Inklusion und Sonderpädagogik. (2. ergänzte Aufl.). Bad Heilbrunn: Klinkhardt (utb).
Präsenzpflicht
Für alle Module des MA SHP gelten die folgenden vier Präsenzregelungen: 1. Während der Präsenzanlässe wird kooperativ gearbeitet; es wird deshalb grundsätzlich Präsenz erwartet. 2. Kann man nicht an Präsenzanlässen teilnehmen, meldet man sich bei den
zuständigen Dozierenden ab. 3. Wer nicht teilnehmen kann, arbeitet die Inhalte selbständig auf. 4. Wenn ganze Halbtage in einem Modul (am selben Präsenztag) verpasst werden, müssen Kompensationsleistungen erbracht werden. Details und die rechtlich verbindlichen Bestimmungen können bei Bedarf den Modulkarten der einzelnen Module entnommen werden.
Ergänzungen
Die in diesem Modul zu erwerbenden Kompetenzen werden im Rahmen des Leistungsnachweises "Nicht-Diskriminierung und Inklusion in der Schule (NiDIS)" im «Mentorat & Förderdiagnostik A, 1. Semester» überprüft.