Institution Schule verstehen (Seminar) H24.002
Nummer: | PLU.BW02.01-S1.H24.002 |
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Veranstalter: | PLU.Fach und Unterricht |
Leitung: | Heidi Dober, u.a. |
ECTS-Punkte: | 3 |
Datum: | 11.09.2024 - 11.12.2024 |
Raum: | SE 112 |
Unterrichtssprache: | Deutsch |
Weitere Informationen: |
Ziele und Inhalte
Das Modul zielt darauf ab, ein Verständnis von Schule als gesellschaftliche Institution mit Öffentlichkeitscharakter zu entwickeln. In diesem Zusammenhang nehmen die Studierenden Schule als Teil des Bildungssystems in den Blick, erkennen institutionelle Zusammenhänge und organisatorische Abläufe und Entwickeln ein Bewusstsein für professionelle Rollen und Aufgaben verschiedener Akteure. Dies unterstützt die Herausbildung eines Berufsverständnisses als Professionelle in einer sich verändernden und gestaltbaren Organisation. Die Studierenden setzen sich im Seminar mit der eigenen Berufsrolle und damit verbundenen Herausforderungen auseinander und lernen ausgewählte Aspekte der Organisationsstruktur, des Schullebens und des Unterrichts mit Hilfe bildungssoziologischer Konzepte und Modelle exemplarisch zu beschreiben und zu analysieren.
Der Hauptfokus des Moduls liegt auf der Förderung der Organisationskompetenz (07) gemäss Referenzrahmen der PH Luzern. Im Zuge reflexiver Auseinandersetzungen und kritischer Analysen wird ebenfalls an der Reflexionskompetenz (08) und der Berufsethischen Kompetenz (10) gearbeitet.
Die Gestaltung der Lehre orientiert sich an folgenden übergeordneten Zielen:
(1) Die Studierenden verstehen, was Schule als besondere Organisation für das gesamtgesellschaftliche System bedeutet und übernehmen in der Zusammenarbeit mit Akteuren der verschiedenen Ebenen professionelle Verantwortung.
(2) Die Studierenden reflektieren die organisatorischen Bedingungen ihrer beruflichen Arbeit und analysieren das zukünftige Berufshandeln im Hinblick auf die jeweiligen systemischen Bedingungen und antinomischen Erwartungen.
(3) Die Studierenden entwickeln ein professionelles Verständnis für die Arbeit in der Institution Schule und deren Öffentlichkeitscharakter und kennen Möglichkeiten und Grenzen zur Steuerung des Systems Schule.
Mit dem Themenbereich Schule und Gesellschaft rücken die Erprobung und Findung der anspruchsvollen Berufsrolle als Lehrperson im System Schule und in der Gesellschaft in den Fokus der Lehre. In diesem Modul sowie auch in der Vorlesung System Schule wird die Schule als gesellschaftliche Institution in den Blick genommen. Mit dem Institutionsbegriff wird Schule als Produkt eines Vergesellschaftungsprozesses mit spezifischen gesellschaftlichen Funktionen und als besondere Organisaton mit Öffentlichkeitscharakter verstanden. Als Organisationseinheiten des Bildungssystems sind Schulen zudem auch veränderbare, bewusst gestaltbare Organisationen. Lehrpersonen sind damit Akteure in komplexen Handlungsfeldern, die in der Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen, den Behörden oder mit Erziehungsberechtigten auch ausserhalb des Klassenzimmers professionell handeln müssen. Dies bedingt ein Verständnis für relevante Zusammenhänge und Akteure im Bildungssystem, für gesellschaftliche Funktionen der Schule und rechtliche Grundlagen professionellen Lehrpersonenhandelns.
Die Studierenden arbeiten an folgenden Kernkonzepten aus dem Grundjahr:
- Sozialisation: Sozialisationsbegriff (Vertiefung)
- Systemverständnis von Schule: Mehrebenenmodell (Anwendung)
- Funktion von Schule: Educational Governance (Vertiefung)
Die Inhalte des Moduls lassen sich in Bezugnahme auf den Referenzrahmen der PH Luzern in folgenden Handlungsfeldern verorten:
- Produktive Gestaltung der Zusammenarbeit in der Schule und mit Dritten (F)
- Einnehmen einer professionellen Rolle als Lehrperson in Schule und Gesellschaft (G)
- Verstehen und Mitgestalten von Schulentwicklung und -system» (H)
Lehr- und Lernformen
Das Seminar findet im wöchentlichen Präsenzunterricht am Mittwochnachmittag statt und baut auf den Inhalten der Vorlesung BW02.02-S1 System Schule und des Studienbands 4. Studienjahr "Schule als Organisation" auf. Die Studierenden lösen jeweils vorgängig zu einer Lehrveranstaltung einen Vorbereitungsauftrag, der auf dem Vorlesungsvideo und dem Baustein beruht, und kommen mit einer schriftlichen Lösung ins BW-Seminar. Dort werden die individuell erarbeiteten Lösungen in Kleingruppen ausgetauscht, verglichen und diskutiert.
Besonders relevante Lehr- und Lernformen sind: Diskussion, Peerfeedback, kooperative Lernformen, selbst organisiertes Lernen, Fallarbeit, Praxisreflexion.
Form des Leistungsnachweises
Der Leistungsnachweis "Professionelle Kooperation im System Schule" (Framework) ist dem Modul MN02.02-S1 "Eigene Professionalisierung weiterdenken" zugeordnet und im 8. Semester zu leisten. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Frameworkarbeit startet aber bereits im 7. Semester im Rahmen des Seminars BW.02.01-S1 "Institution Schule verstehen" und der Vorlesung BW02.02-S1 "System Schule"
Der Framework "Professionelle Kooperation im System Schule" zielt darauf ab, sich mit der Wechselwirkung verschiedener organisationaler Aspekte auseinandersetzen. Die Studierenden nehmen hierzu einen aus ihrer Sicht besonders interessanten, zukunftsweisenden Aspekt der Praxisschule des Quartalspraktikums in den Blick und erkunden damit verbundene Entwicklungs- und Zusammenarbeitsprozesse. Sie dokumentieren gewonnene Einsichten, diskutieren diese theoretisch und stellen ihre Ergebnisse im Rahmen einer mündlichen Präsentation vor. Dies dient der Verortung und vertieften Bearbeitung der Inhalte aus den Lehrveranstaltungen und soll einen persönlichen Erkenntnisgewinn möglich machen.
Davon ausgehend, dass jede Schule resp. jedes Team in irgendeiner Form in Bewegung ist und besondere Lösungen entwickelt, um die Bildungserfahrungen der Schülerinnen und Schüler zu bereichern, haben die Studierenden den Auftrag, neugierig an die ihnen für das Quartalspraktikum zugeteilte Praxisschule und die dort handelnden Menschen heranzutreten und die jeweils gelebte Praxis professioneller Kooperation im System Schule zu erkunden. Als sogenannte Perlentaucher*innen versuchen sie in Erfahrung zu bringen, wo sich die Beteiligten der Schule selbst als zukunftsweisend wahrnehmen. Es könnte aber auch sein, dass die Studierenden auf einen interessanten Aspekt stossen, der von der Schule selbst gar nicht als besonders wahrgenommen oder kommentiert wird. Ausgangspunkt der Nachforschungen ist also stets das persönliche Interesse der Studierenden. Es geht weder um eine Schulevaluation noch um ein schulisches Qualitätsmanagement. Vielmehr sollen sich die Studierenden mit einem Aspekt der Praxisschule auseinandersetzen dürfen, der sie besonders interessiert und sie in der eigenen Professionalisierung unterstützt.
Hinter jeder Erneuerung steht ein Entwicklungsprozess. Ziel der Auseinandersetzung ist also nicht nur die Darstellung des aktuellen Entwicklungsstands. Vielmehr sollen die Studierenden den Entwicklungsprozess in Erfahrung bringen, der zu diesem Ergebnis geführt hat (Blick zurück). Im Zuge der Auseinandersetzung stellen Sie zudem auch Überlegungen zu möglichen nachfolgenden Entwicklungsschritten an (Blick nach vorne). Dabei gehen sie mehrperspektivisch vor und legen den Fokus auf systemische Zusammenhänge und Abhängigkeiten. Auf diese Weise erkennen die Studierenden bestehende Handlungsspielräume, in denen Lehrpersonen im Rahmen professioneller Teams selbst innovativ werden können. Dies lässt sich in den professionellen Entwicklungsaufgaben «Institution: Kooperation» und «Person: Berufsrolle» verorten (Keller-Schneider, 2021).
Die Arbeit am Leistungsnachweis erfolgt in drei Phasen:
1) Projektplanung im Herbstsemester: Die Studierenden setzen sich im Rahmen der Lehre des 7. Semesters mit organisatorischen und systemischen Bedingungen der Institution Schule auseinander, nehmen eigene Nachforschungen in der für das Quartalspraktikum zugeteilten Praktikumsschule vor und entwickeln auf dieser Basis ein persönliches Erkenntnisinteresse.
2) Praxiserkundungen im Zwischensemester: Die Studierenden stellen im Rahmen des Quartalspraktikums im Hinblick auf das persönliche Erkenntnisinteresse Nachforschungen an.
3) Dokumentation und Präsentation im Frühlingssemester: Die Studierenden dokumentieren zentrale Erkundungspunkte nachvollziehbar im E-Portfolio, nehmen auf Grundlage einer Literaturrecherche theoretische Einordnungen vor und entwickeln Vorschläge, wie die Praxisschule ihre Erneuerungen im ausgewählten Bereich sichern und ggf. auch zusätzlich stärken könnte. Sie präsentieren ihre Erkenntnisse mündlich im Rahmen eines Peerfeedbacks und eines summativen Fachgesprächs mit der Mentoratsperson.
Obligatorische Literatur bzw. Medien
PH Luzern (Hrsg.). (2017). Schule als Organisation. Studienband 4. Studienjahr – 7. Und 8. Semester (2. Aufl.). Luzern: Pädagogische Hochschule.