Multiprofessionelle Teams gestalten Schule (Praxisreflexion) H25.006

Nummer: PLU.MN02.01-S1.H25.006
Veranstalter: PLU.Fach und Unterricht
Leitung: Meinrad Leffin, u.a.
ECTS-Punkte: 2
Datum: 10.09.2025 - 10.12.2025
Raum: Raum noch offen / SE 211
Unterrichtssprache: Deutsch
Weitere Informationen:
Teilmodulbeschreibung

Ziele und Inhalte


INHALTE

Im Berufsalltag treffen PH-Studierende auf unterschiedliche Schulmodelle und Unterrichtsformen. Dazu gehören die drei Strukturmodelle der Sekundarstufe I – das separative, koope-rative und integrative Modell (EDK, o. J.) – sowie Konzepte, bei denen die Lernenden zunehmend die Steuerung und Verantwortung für ihren eigenen Lernprozesse übernehmen, zum Beispiel selbst organisiertes Lernen (SOL), Atelierunterricht, altersdurchmischtes Lernen oder Lernlandschaften.

Je nach Modell oder Konzept übernehmen Lehrpersonen unterschiedliche Rollen und müssen flexibel und handlungsfähig bleiben. Offene Lernformen bieten viele Chancen, erfordern aber klare Strukturen – besonders für Kinder mit besonderen Bedürfnissen (Amman-Tinquely & Sahli Lozano, 2020). Eine gezielte Lernbegleitung ist daher zentral, vor allem für die Förderung fachlicher und überfachlicher Kompetenzen. Dafür braucht es diagnostische und adaptive Fähigkeiten sowie eine durchdachte Unterrichtsplanung mit differenzierten und kognitiv herausfordernden Aufgaben.

Heutige Schulen sind zunehmend integrativ bzw. inklusiv: Kinder lernen gemeinsam, auch solche, die früher in getrennten Angeboten unterrichtet wurden. Diese Vielfalt erfordert die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams (Pool Maag & Widmer-Wolf, 2025). Gemeinsamer Unterricht von Klassen- oder Fachlehrpersonen und Heilpädagog:innen ermöglicht eine optimale Förderung aller Schüler:innen. Die blosse Anwesenheit einer zweiten Fachperson im Klassenzimmer reicht jedoch nicht aus, um eine erfolgreiche integrative Beschulung zu gewährleisten. Entscheiden ist die Qualität der Zusammenarbeit und die gezielte Einbindung beider Fachpersonen in die Unterrichtsgestaltung (Willmann, 2009; Szumski et al., 2017). Lehrpersonen müssen daher verschiedene Co-Teaching-Formen kennen und sich der damit verbundenen Herausforderungen bewusst sein.

Die Inhalte lassen sich anhand des Referenzrahmens der PH Luzern folgenden Handlungsfeldern zuordnen:
– Förderung und Begleitung der Persönlichkeitsentwicklung der einzelnen Schülerinnen und Schüler (C)
– Produktive Gestaltung der Zusammenarbeit in der Schule und mit Dritten (F)
– Einnehmen einer professionellen Rolle als Lehrperson in Schule und Gesellschaft (G)
– Verstehen und Mitgestalten von Schulentwicklung und -system (H)


ZIELE

Die Studierenden setzen sich im Modul vertieft mit zentralen Fragen zum Umgang mit Diversität und offenen Lehr-Lernformen auseinander. Dabei reflektieren sie kritisch ihre eigenen Haltungen und stärken ihre berufliche sowie ethische Verantwortung als zukünftige Lehrpersonen.

Sie lernen die strukturelle und methodische Vielfalt der heutigen Schullandschaft kennen. Sie setzen sich mit den drei Strukturmodellen der EDK (o. J.) sowie mit Konzepten des selbst organisierten Lernens (SOL) auseinander und verstehen, welche Rollen und Aufgaben Lehrpersonen dabei übernehmen.

Sie erkennen, wie durchdachte Stundentafeln und Fachstrukturen das fachliche und überfachliche Lernen fördern können. Dabei erfahren sie, welche Bedeutung die Lernbegleitung im selbst organisierten Lernen hat – insbesondere im Hinblick auf die Förderung überfachlicher Kompetenzen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Zusammenarbeit im Schulalltag. Die Studierenden reflektieren die Bedeutung von Kooperation und entwickeln ihre Kompetenzen zur Teamarbeit weiter, orientiert an der Entwicklungsaufgabe „Mitverantwortende Kooperation in der Institution Schule“ (Keller-Schneider, 2021).

Professionskompetenzen (nach Referenzrahmen PH Luzern, 2014)
– Organisationskompetenz (07)
– Kompetenz zur adaptiven Lernbegleitung und Beratung (03)
– Kompetenz zur Unterrichtsplanung (01)
– Reflexionskompetenz (08)
– Berufsethische Kompetenz (10)

Übergeordnete Studienziele
1. Die Studierenden kennen die gesellschaftliche Debatte zur Integration und verschiedene schulische Umsetzungsformen. (07 / 08 / 10)
2. Sie kennen konkrete Praktiken zur Gestaltung eines integrativen Unterrichts. (07 / 01 / 03)
3. Sie wissen, welche Supportstrukturen (z.?B. Fachpersonen, Fachdienste) schulische Integration unterstützen. (07)
4. Sie entwickeln Kompetenzen für die professionelle Zusammenarbeit in integrativen Schulen. (07)
5. Sie kennen Chancen und Grenzen des selbst organisierten Lernens (SOL) im Rahmen ganzheitlicher Bildung. (03)

Lehr- und Lernformen

Es handelt sich um präsenzreduziertes Modul mit hohem Selbstlernanteil. Es besteht aus einer digitalen Lernumgebung sowie aus acht Präsenzveranstaltungen, von denen je fünf durch Dozierende angeleitet und drei von den Studierenden selbst organisiert werden.

Zentrale Lehr- und Lernformen sind:
– Selbst organisiertes Lernen (SOL)
– Kooperative Lernform: hauptsächlich Gruppenpuzzle
– Praxiserkundung

a) Gruppenpuzzle
Im Verlauf des Semesters bearbeiten die Studierenden im Rahmen eines Gruppenpuzzles ein praxisnahes Thema in Kleingruppen. Ausgangspunkt sind sechs Praxisfelder der digitalen Lernumgebung (siehe unten).
Ablauf Gruppenpuzzle:
1. Individuelle Auseinandersetzung mit einem zugeteilten Praxisfeld
2. Ergebnissicherung in Expertengruppen unter Mitwirkung der Dozierenden
3. Wissensaustausch in der Stammgruppe
4. Praxiserkundung in der Vorbereitungswoche
5. Vergleich schulischer Praxisrealitäten aus den jeweiligen Praktikumsschulen
6. Präsentation der Ergebnisse

b) Digitale Lernumgebung
Die digitale Lernumgebung unterstützt den individuellen Wissensaufbau. Sie ist in folgende sechs Praxisfelder gegliedert:
1 – Integrativer Unterricht
2 – Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams
3 – Supportstrukturen
4 – Selbst organisiertes Lernen
5 – Überfachliche Kompetenzen stärken
6 – Förderplanung

Jedes Praxisfeld ist in drei Phasen unterteilt:
– Warm-up: Aktivierung von Vorwissen (für alle Studierenden obligatorisch)
– Tauchen: Erarbeitung und Vertiefung des Praxisfelds mit Fachliteratur und Materialien, inkl. Formulierung von Beobachtungsthesen für die Praxiserkundung (jeweilige Person der Stammgruppe, obligatorisch)
– Horizont erweitern: Vertiefende, interessengeleitete Aufgaben zur Weiterarbeit und Reflexion (fakultativ)

c) Praxiserkundung
Im Rahmen der Vorbereitungswoche führen die Studierenden eine gezielte Erkundung der schulischen Realität ihrer Praxisschule durch. Sie beobachten, vergleichen und analysieren Praktiken auf Basis der sechs Praxisfelder und der von der Stammgruppe entwickelten Thesen.

Ziel der Praxiserkundung:
– Schulische Realität analysieren und vergleichen
– Theoretisches Wissen mit der Praxis verknüpfen
– Eigene Expertise in die Gruppenarbeit einbringen
– Berufliche Relevanz der Themen erkennen
– Sensibilisierung für schulische Vielfalt und aktuelle Herausforderungen im Berufsfeld

Obligatorische Literatur bzw. Medien

Ammann-Tinguely, Ch & Sahli Lozano, C. (Hrsg.). (2020).Selbst organisiertes Lernen auf der Sekundarstufe I. Grundlagen und Umsetzung. Bern: hep.

Präsenzpflicht

Es gilt die 80%-Regelung der PH Luzern. Das Modul basiert auf selbst organisiertem Lernen und beinhaltet fünf Präsenztermine mit Anwesenheitspflicht. Wer einen Präsenztermin verpasst, muss eine Ersatzleistung erbringen.